Petri Tamminen

Verstecke

Cover: Verstecke
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783518416860
Gebunden, 102 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Aus dem Finnischen von Stefan Moster. Ein Blick nach links, ein Blick nach rechts, ein rasches Beiseitetreten: Ob man nun im Wald oder im Getümmel der Großstadt steht, ab und zu ist es notwendig, schnell ein Versteck zu finden. Das Böse der Welt, die guten Nachbarn, die Familie, der Alltag und die eigenen Unzulänglichkeiten lösen Fluchtreflexe aus. Da ist gut beraten, wer sich rechtzeitig nach Möglichkeiten des Abtauchens umsieht. In 42 Prosastücken, zum Teil melancholiegetränkt, zum Teil mit lakonisch-finnischem Humor gesegnet, wie wir ihn aus seinem Roman "Der Eros des Nordens kennen", erschließt uns Petri Tamminen eine ganze Welt voller Verstecke.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.07.2005

In Tamminens "Versteck-Buch" könne der Leser sich selbst finden, erklärt Rezensent Uwe Stolzmann die Quintessenz seiner rundweg positiven Kritik. Der Autor erzähle in über 40 kleinen Prosatexten von seinen persönlichen und auch den spezifisch finnischen Orten, sich vor dem "Getöse der Welt" zurückzuziehen. Moor und Heidewald, Flughafentoilette und Mutters Umarmung. Ganz besonders geeignet sei der Dachboden, gibt der Rezensent die Empfehlungen des Autors weiter und empfiehlt seinerseits dessen Text über den nach Sägemehle riechenden Dachboden. Der Leser könne sich in Tamminens "lakonischer Prosa" immer wieder selbst begegnen, "durchschaut und angerührt". Ursprünglich seien diese Texte nur für das finnische Publikum gedacht gewesen, referiert der Rezensent einen Begleittext des Autors, dann sei dieser aber bei Lesungen in Deutschland häufiger gebeten worden, auf finnisch vorzulesen und habe die kleinen Versteck-Texte gewählt. Als sie dann sogar noch in deutscher Übersetzung verstanden wurden, habe Tamminen sie "eher widerwillig" veröffentlicht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.06.2005

Begeistert schreibt Rezensent Jörg Magenau von Petri Tamminens finnischer Abseitigkeit. Tamminen suche nach Orten, an denen man verschwinden könne, egal ob man dort tatsächlich allein ist oder unter Menschen. Wie der Rezensent erklärt, richtet sich dieser ratgeberähnliche Band jedoch nicht an den Verfolgten, der sich verstecken muss, sondern an den tumultgeplagten Gesellschaftsmenschen, dem es freisteht zu verschwinden - also an den, der sich verweigert. In Tamminens kurzen Prosastücken mache der Leser Bekanntschaft mit dem klassischen Dachbodenversteck, aber auch mit der letzten Reihe einer Dichterlesung, einer luxuriösen Behindertentoilette oder dem sozial exponierten Reihenhaus, dessen nächtliche Stille die Wonne des Versteckes verspricht. Für Tamminen sei das Versteck ein spezifisch literarisches Motiv insofern, als jegliche Beobachtung von außen außerstande sei über den inneren Zustand des Sich Versteckenden Aufschluss zu geben. Und in der Tat, der Literarizität des Verstecks kann der angetane Rezensent angesichts dieses Bandes nur zupflichten. Das Einzige, was man diesem Buch vorwerfen könnte, sei so viele schöne Verstecke verraten und ihnen somit ein klein wenig ihre Seele geraubt zu haben.

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